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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 23

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 79. Die Fürsten und der Adel. 23 bringen. — Daß aber gerade die selbständige Stellung der Fürsten wiederum von heilsamen Folgen begleitet war und eine Voraussetzung zur Wiedererweckung des nationalen Sinnes wurde, das werden wir in der nächsten Periode sehen. B. Kulturgeschichtliches aus dem Zeitalter der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges. § 79. Die Fürsten und der Adel. 1. Viele Fürsten wurden im 16. Jahrhundert von der resormatorischen Bewegung mächtig ergriffen (Sachsen, Hessen, Württemberg, Brandenburg ac.). Angeregt durch den Zug der Zeit, befaßten sie sich dann eingehend mit religiösen Fragen und eigneten sich zuweileu eine so umfassende kirchliche Gelehrsamkeit an, wie solche sonst nur bei den Theologen anzutreffen war. Der in ganz Deutschland entbrannte Geisteskampf gab vielfach dem Sinn eine ernste Richtung und veranlaßte gar manche Landesherren, sich mehr und angelegentlicher, als bisher, um Wohl und Wehe der Untertanen zu kümmern. Die meisten zur Reformation übergetretenen Fürsten, aber auch katholische, sorgten für Verbesserung des Gottesdienstes, für gründlichere Unterweisung der Jugend, für Vermehrung der Schulen und erwarben sich somit Verdienste um die Bildung und Gesittung des Volkes. Es gab freilich auch solche, welche sich durch die religiöse Bewegung in ihrem heiteren Lebensgenuß nicht stören ließen und die in gewissenloser Weise die aus der Einziehung geistlicher Güter erhaltenen Summen zur Füllung der eigenen Kassen und zur Deckung der Ausgaben benützten, welche ihnen ans der Veranstaltung prunkvoller Feste und üppiger Schmausereien erwuchsen. — Allmählich wurde es üblich, Bücher- und Kunstsammlungen anzulegen (Rudolf Ii.). Verschiedene Fürsten kauften Gemälde Albrecht Dürers, Holzschnitte, Kupferstiche, alte Münzen, Waffen, Arbeiten der Goldschmiede von Nürnberg (Herzog Albrecht V. von Bayern legte den Grund zu einer Gemäldegalerie, begründete die Münchener Staatsbibliothek und errichtete ein Gymnasium). — Das Familienleben war in den besseren fürstlichen Häusern ein inniges und verlies nach deutscher Art in einfacher Weise. Die Fürstin war noch in Wahrheit die Hausfrau ihres Hofes, beaufsichtigte die Küche und erschien manch- Die Fürsten im Reformationszeitalter.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 26

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
26 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Wohlhabenheit und die große kirchlich-religiöse Bewegung der Zeit erhöhte das Selbstgefühl der Bürger und deren Liebe zu Freiheit und Unabhängigkeit. Vermehrter Besitz und bessere Bildung machten stolz und lebensfroh, verleiteten aber auch zur Entfaltung übermäßiger Pracht, Verschwendung in Kleidung und zu sinnlichem Genuß. Diesem bedenklichen Hange suchten dann die Luxusgesetze zu steuern, welche von Landesherren oder von den Magistraten erlassen wurden, und z. B. vorschrieben, wie viel Gäste zu Tauseu, Hochzeiten und Leichen-schmausen geladen, wieviel Ellen Tuch für männliche und weibliche b) nachgdem Kleidung verwendet werden durften. — Der große Krieg jedoch warf die Städte in ihrer Entwicklung um Jahrhunderte zurück. Viele von den kleinen städtischen Gemeinwesen wurden so zerstört, daß sich bei der allgemeinen Armut der Bevölkerung, dem Mangel an Tatkraft und Unternehmungsgeist nur schwer neue Ansiedler fanden, welche den Wiederaufbau begannen. Die größeren, wohlbefestigten Städte hatten unter beständigen Belagerungen zu leiden und wurden zudem durch Plünderungen und hohe Kriegskontributionen erschöpft. Die Kraft der Bürger war gebrochen, der meist aufstrebende, lebensfrohe Geist mutiger Selbständigkeit geschwunden und daher war das Bürgertum unfähig, eine neue Periode der Entwicklung einzuleiten. Dieser Verfall offenbarte sich schort in der äußeren Erscheinung der Städte. Noch am Ende des 16. und in der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts entstanden herrliche Rathäuser im edlen Renaissancestil, sowie eine Anzahl prächtiger Privathäuser, welche beredtes Zeugnis vom Reichtum der Bürgerschaft und dem in ihr herrschenden Geschmack ablegten (Rathaus zu Rothenburg o. Tbr. 1573, Nürnberger Rathaus 1621, der Ottheinrichsban am Schlosse zu Heidelberg 1559, das sog. Peller-haus in Nürnberg 1606). Was später an öffentlichen Gebäuden aufgeführt wurde, war im Vergleich zu früheren Werken nüchtern, kahl, ärmlich. Das Wiederaufblühen der Städte knüpfte sich zumeist an die Fürsten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein zeigten mit wenigen Ausnahmen nur die Residenzen das Ansehen, den Glanz und die Blüte echter Städte. Die Fürsten taten viel zur Verschönerung, errichteten Anlagen und schufen prunkvolle Schlöfser, jedoch nicht mehr im edlen Geschmack des Reformationszeitalters, sondern in dem mit Pracht überladenen Zopfstil, der von Italien und Frankreich nach Deutschland verpflanzt wurde. Der Handel: 3. Der deutsche Handel erlitt schon im 16. Jahrhundert einen s,) vor dem Krieg. ~ , r. , r~ s < rrs- nv- ,r. , , \ , empfindlichen Schlag. Die Aufsindung des Seeweges nach Ostindien und die Entdeckung Amerikas lenkten den Weltverkehr in andere Bahnen und verschafften den an der Küste des Atlantischen Ozeans gelegenen Staaten: Portugal, Spanien, Frankreich, England, Holland ein Übergewicht vor Deutschland und Italien, welche Staaten bisher im Aus-

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 62

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
62 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Persönlichkeit Friedrich Wilhelms I. Landesväterliche Tätigkeit. Straße „Unter den Sinben" verbankt. Und wie den Künsten, so wanbte er anch den Wissenschaften seine Aufmerksamkeit zu, darin metteifernb mit seiner feinsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover, der Freunbin des berühmten Philosophen Leibniz. Unter seiner Regiernng erfolgte die Gründung der Universität Halle, woran Thomasius, Franke (Stifter des Waisenhauses), Wols eine hervorragende Wirksamkeit entfalteten, und die Errichtung der Akademie der Wissenschaften in Berlin, letztere nach den Plänen Leibnizens. So Anerkennenswertes Friedrich 1. leistete, seine Regierung hatte auch eine schlimme Seite. Die verschwenberische Hofhaltung des Königs und die Werke, die er schuf, verschlangen ungeheure Summen und erschütterten das mühsam errungene Gleichgewicht des Staatshaushaltes. Bauern und Bürger seufzten unter hartem Steuerdruck und betrachteten daher den Tod des Monarchen und die Thronbesteigung des sparsamen Friedrich Wilhelm I. als ein Glück für den Staat. 3. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in vielen Stücken das gerade Gegenteil seines Vaters. Er liebte die Einfachheit in Kleidung und Genuß und war sparsam bis zur Kargheit. Währenb sich Friedrich I. gerne iu die Wissenschaften versenkte, gelehrte und geistvolle Männer um sich versammelte und im Umgang mit denselben seine Mußestunden verbrachte, wollte Friedrich Wilhelm I. von wissenschaftlicher Bildung nicht viel wissen, suchte vielmehr seine Erholung in dem bekannten Tabakskollegium, d. i. in jener Abendgesellschaft, wo er mit lebensfrohen Freunden beisammen saß und bei Bier und Tabak berbe Späße machte. Als Feind des Luxus haßte er das französische Wesen, das mit seinen lockeren Sitten, seiner immer wechsclnben Mobe iu den vornehmen deutschen Kreisen Eingang gefunben hatte; bagegcn schätzte er beutsche Bieberkeit, Offenheit und ungeheuchelte, altgläubige Frömmigkeit. In seinem Auftreten war er barsch, aufbrausenb und rücksichtslos bis zur Härte. Ein absolutistischer Zug beherrschte sein Denken; Wibersprnch konnte er nicht ertragen. („Gehorchen und nicht raisonnieren.") Doch war sein Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl so ausgeprägt, daß er alles, was er tat und verlangte, in den Dienst des allgemeinen Wohles stellte. 4. Als Ziele seiner Regententätigkeit faßte er Kräftigung des Staates, Hebung des Wohlstanbes und der Gesittung seiner Untertanen ins Auge. Im Hinblick barauf schuf er einen pflichttreuen, der Bestechung unzugänglichen Beamtenstanb, vermehrte bnrch forgefällige Verwaltung ober Verpachtung der ansgebehnten Domänen und bessere Ordnung des Steuerwesens die Einnahmen des Staates und suchte alle Zweige der volkswirtschaftlichen Regsamkeit zu förbern.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 64

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
64 Viii. Bom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. b) lotn üegimmgsanfritf «frietfrirfis dts Großen Bis zur ersten Franzölmim Heaohtfion 1740—1789. § 92. Friedrich der Große (1740—1786). Jugend und Regierungsantritt. 1. Mit Friedrich Ii. kam ein Fürst zur Regierung, der das von seinen großen Ahnen begonnene Werk vollendete, zum königlichen Titel die königliche Macht fügte, das verhältnismäßig kleine Preußen zu einer Europäischen Großmacht erhob und für das geistige Leben der deutschen Nation eine so große Bedeutung erlangte, daß man die Zeit, während welcher er auf dem Throne faß, das Zeitalter Friedrichs des Großen nennt. 2. Friedrich wurde 1712 geboren. Seine erste Erziehung leitete Frau von Roeonlle, die einer aus Frankreich geflüchteten Hugenottenfamilie entsprossen war. Im Umgang mit ihr wurde der Grund gelegt zu der später so mächtig hervorgetretenen Neigung zur französischen Sprache. Zum Knaben herangewachsen, wurde er der Führung zweier Männer anvertraut. Der General Graf Finkenstein sollte ihn für die militärische Laufbahn vorbereiten, Dnhan (ebenfalls aus einer Hugenottenfamilie stammend) den Unterricht leiten. Ganz entsprechend dem Wesen des Vaters, sollte in dem Prinzen Gottesfurcht und ein sittenstrenger Sinn erweckt, er sollte an Sparsamkeit mtd Ordnung gewöhnt, körperlich abgehärtet, doch auch mit Ruhmbegierde erfüllt werden, sollte Begeisterung für das Militär erhalten, überhaupt ein Mann werden, der einst im stände sei, den Staat würdig zu repräsentieren und das Heer von Sieg zu Sieg zu führen. — Der Sohn schlug in seiner Entwicklung ganz andere Bahnen ein, als sie dem Herzenswünsche des Vaters gemäß waren. Der geistlose, mechanische Soldatendienst, bei welchem Friedrich Tag für Tag in derselben Weise gedrillt wurde, langweilte ihn, und die ungeschickt geleiteten Andachtsübungen erzeugten in ihm nicht religiösen Sinn, sondern flößten ihm einen starken Widerwillen ein, der um so größer wurde, als der Prinz zur Strafe für begangene Fehler Lieder und Psalmen auswendig lernen mußte. Der lebhafte Geist des wißbegierigen Jünglings strebte über die engen Schranken hinaus, welche der despotische Sinn des Vaters gezogen hatte; er verlangte nach reicher, geistiger Nahrung und wandte sich mit regem Eifer der Kunst (Flötenspiel), der Poesie, insbesondere der französischen Literatur zu.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 137

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 113. Napoleons Krieg gegen Preußen 1806—1807. 137 die innere Lage des preußischen Staates einigermaßen vergegenwärtigen. 2. An der Spitze des Staates stand seit 1797 Friedrich Innere Lage Wilhelm Iii. (1797—1840). Er war von edler Gesinnung, war a. Da^Königs-bürgerlich einfach, hatte die reinsten Absichten in Ansehung des Wohles seiner Untertanen und führte einen sittenreinen Wandel; aber er entbehrte bei seiner Jugend (beim Regierungsantritt erst 27 Jahre) der Festigkeit des Charakters und des Vertrauens zu sich selbst und daher konnte er sich zu seinem eigenen Verderben nicht entschließen, die von seinem Vater überkommenen alten Ratgeber, wie von Hangwitz, zu entlassen, die in ihrer Gesinnungs- und Charakterlosigkeit den Aufgaben nicht gewachsen waren, welche in schwerer Zeit an sie herantraten. — Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin ans Mecklenbnrg-Strelitz, jene hochherzige, zartfühlende, aufrichtig fromme Frau, die auch auf dem Throne einen klaren Blick für die Bedürfnisse und lebhafte Teilnahme für die Leiden und Freuden der Untertanen hatte und im stillen Umgang mit ihren Kindern, mit biederen Leuten aus dem Volke und mit der Natur eine Quelle reinen Genusses fand. War in früherer Zeit der preußische Hof die Statte eines leicht- b. Das Volk. fertigen, verschwenderischen Treibens, so bot er jetzt ein leuchtendes Vorbild der Sparsamkeit, Sittenreinheit und der Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung der Pflichten. Einen unerfreulichen Gegensatz zu dem am Hose herrschenden Geist bildete die Denkart des Volkes. Bei den Bürgern war der opferwillige Sinn, der einst Friedrich dem Großen in der ärgsten Bedrängnis immer wieder die Mittel zur Fortsetzung des Krieges verschafft hatte, gefchwuuden. Genußsucht und in Verbindung damit religiöser Unglaube hatten um sich gegriffen. Es fehlte der großen Menge auch an Erkenntnis der sich gegen den Staat anstürmenden Gefahren und an dem Gefühle für Ehre und Schande der Nation. Nicht minder mißlich waren die Zustände im Heere. Dasselbe c- Das Heer. hatte „auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausgeruht", schwelgte in Erinnerungen an eine große Zeit, hatte aber selbst Proben der eigenen Tüchtigkeit noch nicht abgelegt. Die Offiziere gehörten mit wenigen Ausnahmen dem Adelsstände an; die in leitenden Stellungen befindlichen waren alt und gebrechlich und die anderen offenbarten einen durch nichts gerechtfertigten Übermut. Die gemeinen Soldaten, vielfach noch geworbene Leute, wurden mit Verachtung behandelt; zudem bestand eine Kluft zwischen den Bürgern und dem Militär, welche eine gegenseitige Unterstützung außerordentlich erschwerte. — So waren in Preußen die Verhältnisse gelagert, als im Jahre 1806 ein Kamps entbrannte, in dessen Verlauf das Unglück mit niederschmetternder Wucht über die königliche Familie hereinbrach. Der Hergang war folgender:

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 170

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
170 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. mit zahlreichern Gefolge über den Kanal, um ihren Verbündeten, den Prinzregenten von England, zu besuchen. Sie wurden vorn englischen Volke mit Begeisterung empfangen, namentlich ward Blücher, wo er sich blicken ließ, der Gegenstand rührender Huldigungen. § 125. Der Krieg von 1815. (Die 100 Tage.) Wiener Kongreß. l. Im November 1814 kam der in Aussicht genommene europäische Kongreß in Wien zu stände. Die meisten Staaten des Kontinentes waren vertreten. Wien hatte noch nie eine so glänzende Versammlung in seinen Mauern gesehen. Franz I. und Metternich suchten durch prunkvolle Feste ihren erlauchten Gästen den Aufenthalt in der schönen Kaiser stadt genußreich zu gestalten. Allein der äußeren Pracht entsprach nicht der Geist, der die Kongreßteilnehmer beseelte. Nur zu bald machte sich die alte Uneinigkeit und Eifersucht unter den Großmächten geltend; sie offenbarte sich insonderheit bei den Verhandlungen über die territoriale Neugestaltung der einzelnen Staaten. Die Beratungen nahmen zuweilen eine solche Schärfe an, daß man einen friedlichen Ausgleich der Differenzen für unwahrscheinlich halten mußte. Napoleons Rück- 2 Mit qröftter Spannung verfolgte Napoleon den Gang der kehr nach Frank- / _ . A, . , „ . . , . . . i rei*1815 Wiener Verhandlungen. Die Kunde von der Zwietracht unter den Kongreßmächten erfüllte ihn mit Zuversicht. Wie über Wien, fo wurde er auch über Frankreich und die dort herrschende Volksstimmung genau unterrichtet. Und was er erfuhr, war ebenfalls geeignet, neue Hoffnungen in ihm zu erwecken. Ludwig Xviii. hatte es nicht verstanden, die Gunst des Volkes zu erwerben. Verschiedene seiner Maßregeln, wie die Einschränkung der Presse, Besetzung der Offiziersstellen mit adeligen Jünglingen und die Rückgabe der noch nicht verkauften Emigrantengüter an die ehemaligen Eigentümer, hatten die Befürchtung hervorgerufen, daß man am Hofe damit umgehe, die Zeiten Ludwigs Xv. wieder herzustellen. Die Folge davon war Unzufriedenheit mit dem Regiment. Diese beiden Umstände: die Spaltungen in Wien, der Unwille der französischen Nation wirkten anspornend auf den ehrsüchtigen Manu in Elba. Es reifte in ihm der tollkühne Entschluß, im Vertrauen auf sein oft bewährtes Kriegsglück mit seiner Garde die Insel zu verlassen, die Bourbonen zu stürzen und seine Herrschaft wieder aufzurichten. Am 1. März 1815 landete er bei Cannes an der Südküste Frankreichs. In klug berechneten Proklamationen verkündigte er dem Volke „den Fortbesitz der durch die Revolution

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 201

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 135. Das Ii. französische Kaisertum. 201 7. Die fortan vom Bundestag entfaltete Tätigkeit wurde ^Reamvnäre^ ganz vom Geiste der Karlsbader und Wiener Konferenzen (§ 128, 3 u. 4) Bundestages." geleitet. Reaktionäre Maßregeln sollten die in der Nation vorhandene einheitliche und freiheitliche Bewegung am Erstarken verhindern und der Wiederkehr innerer Stürme, der tatkräftigen Erhebung des Volkes für seine Ideale vorbeugen. So wurden die „Grundrechte", soweit sie von den Einzelstaaten noch nicht angenommen worden waren, beseitigt, einschränkende Bestimmungen gegen die Presse und das Vereinswesen erlassen und die Regierungen ermuntert, die von ihnen früher gegebenen Verfaffnngen aufzuheben oder ihrer demokratischen Bestandteile zu entkleiden, und damit auch die letzte Spur der Frankfurter Schöpfungen vertilgt werde, wurden im Dezember 1852 die vom Parlament und der Zeutralgewalt behufs Begründung einer deutschen Flotte angekauften Kriegsschiffe in Bremerhafen öffentlich versteigert. Das „tolle Jahr" 1848 war dahin. Die an dasselbe geknüpften Hoffnungen waren gescheitert. Eine Frucht aber hatte es gezeitigt. Die nationale Idee war selbst im Fehlschlagen gewachsen und die Einsichtigen im Volke hatten die Erkenntnis gewonnen, daß die angestrebte Einigung nur im Einverständnis und unter Mitwirkung der Fürsten, dieser Repräsentanten der Gewalt, herbeigeführt werden könne. § 135. Das Ii. französische Kaisertum. Der Krimkrieg und der Italienische Krieg. 1. In den folgenden Jahrzehnten griff Frankreich entscheidend in den Gang der europäischen Politik ein. Es schwang sich zu einer Macht: Art Vorherrschaft ans dem Kontinente empor. Dieser Wandel knüpfte sich an den Mann, der 1848 an die Spitze des französischen Staates gekommen war, an Napoleon. In dem „Prinzpräsidenten" erwachte die Erinnerung an seinen großen Oheim und mit derselben stellte sich das Streben ein, sich eine Macht und eine Stellung zu verschaffen, wie sie jener inne gehabt hatte. Seine auf dieses Ziel gerichteten Bemühungen wurden mit überraschendem Erfolge gekrönt. Durch Freigebigkeit und Gnadenakte aller Art erwarb er sich die Zuneigung der unteren Volksklassen, durch Reisen im Lande und gewinnende Freundlichkeit die Gunst der städtischen Behörden; desgleichen verstand er es, die Armee an seine Person zu fesseln. Als die Nationalversammlung merkte, daß er eine über die Schranken der Republik hinausgehende Macht anstrebte, regte sich in ihr die Opposition; sie suchte zu verhindern, daß der Emporkömmling im Jahre 1852 wieder ge-

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 251

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 144. Karl Albert. Maximilian Iii. Joseph. Karl Theodor. 251 und anbete Fabriken. Viele bisher aus dem Anslanb bezogene Waren würden nun im Jnlanbe hergestellt. Zur besonberen Blute gelangte die Porzellanfabrik in Nymphenburg. — Große Sorgfalt nmnbte Max Iii. der Verbesserung der Rechtspflege zu. Er würde babei von dem Rechtsgelehrten Kreittmayr unterstützt, welcher neue Gesetzbücher ausarbeitete, so das Peinliche Gesetzbuch (codex criminalis) und das Bürgerliche Gesetzbuch (codex civilis). Ein bleibenbes Verbienst erwarb sich der Kurfürst durch die Förbernng der Wissenschaften und durch die Vervollkommnung des mittleren und unteren Schulwesens. Unter seiner Regierung erfolgte auf Anregung des Hofrats Lori und des Bergrats Limbrun die Grünbung _ der Akabemie der Wissenschaften in München (1759) zur Pflege naturwissenschaftlicher Stubien; namentlich aber zur Erforschung und Aufhellung der vaterlänbifchen Geschichte. („Ohne Vaterlanbsgeschichte seine Vaterlanbsliebe!") — Zur Durchführung seiner auf die Umgestaltung des Schulwesens gerichteten Pläne verhals ihm der ver-bienstvolle geistliche Rat und Professor Heinrich Braun (der „bayerische Schulorganisator"), welcher die Schule als Angelegenheit des Staates betrachtete und eine Schulorbnung für die bayerischen Volksschulen bearbeitete. Nach der 1773 durch Papst Klemens Xiv. erfolgten Aufhebung des Jesuitenorbens würde besten Vermögen größtenteils im Interesse des Unterrichts und der Erziehung verwenbet. Wie warm das Herz des Kurfürsten für seine Untertanen schlug, offenbarte stch vorzugsweise, als in den Jahren 1770 und 1771 Bayern von einer furchtbaren Teuerung heimgesucht würde. Max Iii. brachte, um die Not der Armen zu milbern, die größten persönlichen Opfer, inbem er betreibe aus Italien kommen und unentgeltlich verteilen ließ. Die bisher erwähnten Regierungsmaßregeln gewannen dem Monarchen die Herzen des Volkes. Mit inniger Dankbarkeit blickte basselbe zu ihm als einem wahren Lanbesvater empor. Sein 1777 erfolgter Tod erfüllte alle Schichten der Bevölkerung mit aufrichtiger Trauer. — Maximilian Iii. war der letzte Sprosse der Ludwig'schen Linie des Hauses Wittelsbach. Nach seinem Tode trat der 1329 geschlossene Hausvertrag zu Pavia (I, § 53, 2 S. 145) in Kraft. Bayern ging auf die Pfälzer Linie über, an bereu Spitze sich bamals Karl Theobor besanb. 5. Karl Theodor (L777—1799), ans der Linie Pfalz-Sulz- ««i^eobor bath, war ein mit geistigen Gaben glänzenb ausgestatteter Fürst von vielseitiger Bilbung, liebte aber, durch das Beispiel der französischen Könige beeinflußt, blenbenbe Pracht und ein an Genüssen reiches Leben. Er hatte feit 1743 als Kurfürst in der Pfalz regiert und bort feine Hauptstabt Mannheim durch Prachtbauten, herrliche

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 270

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
270 Xi. Bayerische Geschichte. f cf) a f t der Wittelsbacher. Die Vergegenwärtigung der Segnungen, welche dem Land und dem Volk durch düs Wirken des erhabenen Regentenhauses zu teil geworden waren, insbesondere der Fortschritte, welche Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtspflege, dann alle Zweige der wirtschaftlichen Regsamkeit, sowie Volksbildung, Wissenschaft und Kunst unter den bayerischen Königen erfahren hatten, erfüllten jedermann mit inniger Freude und aufrichtiger Dankbarkeit. Aus Anlaß der Jubelfeier wurde eine allgemeine Sammlung veranstaltet. Das Ergebnis derselben verwendete der König, der alle ihm persönlich zugedachten Huldigungen ablehnte, zu einer Stiftung, der „Wittelsbacher Landesstiftung", zur Förderung des Handwerkes und Gewerbes. Neuschwanstein. 6. Ludwig Ii. sollte nach dem denkwürdigen Feste nicht lange mehr regieren. In dem reichbegabten, dem Idealen zugewandten König, der schon von Beginn der 70 er Jahre eine fast krankhafte Abneigung gegen das Auftreten in der Öffentlichkeit zeigte und der sich nur in der Abgeschiedenheit der Berge, im stillen Umgang mit der Natur und in seinen Prnnkschlössern wohl fühlte, machten sich immer deutlicher erkennbare Spuren einer geistigen Umnachtung be-merklich. Die Rücksicht aus das Wohl des Landes forderte mit gebieterischer Notwendigkeit, daß ihm die Bürde der Regierung abgenommen werde. Da sein Bruder, Prinz Otto, an einer ähnlichen
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